Über das Projekt

„Ein Gedenkort ist das, was übrigbleibt von dem, was nicht mehr besteht und gilt. Um dennoch fortbestehen und weitergelten zu können, muß eine Geschichte erzählt werden, die das verlorene Milieu supplementär ersetzt.“ (Aleida Assmann, 1999)

Besichtigung der ehemaligen DAW-Tischlerei. Foto: Christoph Löffler, Berlin
Besichtigung der ehemaligen DAW-Tischlerei. Foto: Christoph Löffler, Berlin

Das Areal des ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück erstreckte sich bei dessen Auflösung im April 1945 über mehr als 200 Hektar. Der Bereich der heutigen Gedenkstätte und des zugänglichen Areals bildet jedoch nur einen Teil dieses KZ-Komplexes. In der Umgebung der Gedenkstätte befindet sich eine Vielzahl von Orten und Gebäuden, die zum Lagerkomplex gehörten, heute jedoch nahezu unbekannt oder unzugänglich sind.

Zumeist handelte es sich um Funktions- und Verwaltungsgebäude, die sowohl für das Funktionieren des KZ-Komplexes als auch als Arbeitsort für die Häftlinge von großer Bedeutung waren. Die unterschiedlichen Orte und Gebäude befinden sich heute im Eigentum des Landes Brandenburg oder in Privateigentum und stehen teilweise unter Denkmalschutz. Sie sind für Einwohner*innen, Tourist*innen und die Besucher*innen der Gedenkstätte (mal mehr mal weniger) sichtbar, jedoch aufgrund fehlender Informationen, Überformung, Überbauung oder Verfall nicht lesbar.

Für ein umfassendes Verständnis des KZ Ravensbrück, seiner Dimensionen und Komplexität, erscheint es notwendig, nach einer Form der Sichtbarmachung dieser Orte und Gebäude zu suchen, ohne die Schwierigkeit ihrer Erhaltung und die zentrale Bedeutung der Erinnerungsorte der Gedenkstätte zu übergehen.

Bei den Fotoaufnahmen für das Projekt. Foto: Christoph Löffler, Berlin
Bei den Fotoaufnahmen für das Projekt. Foto: Christoph Löffler, Berlin

Hier wollten wir aktiv werden. Am Anfang unseres Projektes stand die Idee, ein digitales Zusatzangebot zu entwerfen, gefolgt von umfangreichen Recherchen. In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Ravensbrück entstand daraufhin zwischen März und August 2019 diese Website. Wir verstehen sie als ein Versuch, die teils unzugänglichen oder überbauten Orte virtuell erlebbar und betretbar machen. Die Website informiert Interessierte und Gedenkstättenbesucher*innen über elf der „unbekannten Orte“ des ehemaligen KZ Ravensbrück – sowohl in ihrer historischen als auch heutigen Gestalt. Gleichzeitig soll die Website ein größeres öffentliches Bewusstsein für diese Orte und Gebäude schaffen. Sie kann damit auch ein Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zum Umgang, zur Erhaltung und Nutzung dieser Orte sein.

Ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte – Gesellschaft und Wissenschaft im Dialog e.V. in Kooperation mit dem Studiengang Schutz europäischer Kulturgüter der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und der Gedenkstätte Ravensbrück

Projektleitung, Recherchen und Texte: Kristin Witte, Kontakt

Fotoaufnahmen: Christoph Löffler, chloephoto.de

Sprecher*innen: Thomas Franke, Stefan Gerbing, Anika Scharf, Kristin Witte

Webgestaltung: David Wischner, david-wischner.de

Inhaltliche Begleitung: Dr. Insa Eschebach, Dipl. Ing. Reinhard Plewe

Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte Ravensbrück für die große Unterstützung.