Luftbild des ehemaligen SS-Kinderheims (links) und der "Villa Lörner" (rechts). Foto: Christoph Löffler, Berlin

Das SS-Kinderheim

Die Villa des Berliner Rechtsanwalts und Notars Erich Grieß befand sich auf einer Anhöhe am Nordufer des Schwedtsees. Das Gebäude muss spätestens 1941 durch die SS gekauft worden sein. Ab 1942 diente es als provisorisches Kinderheim für SS-Personal des KZ Ravensbrück.

In dem Kinderheim wurden wochenweise Säuglinge und Kleinkinder von SS-Aufseherinnen betreut. Auf diese Weise war es den meist unverheirateten Frauen möglich, trotz Mutterschaft im KZ Ravensbrück zu arbeiten und ihre Kinder an den Wochenenden zu sehen. Im SS-Kinderheim wurden tagsüber auch einzelne Kinder aus den Familien der männlichen SS-Angehörigen betreut.

In dem Kinderheim fanden 10 bis 15 Kinder Platz. Für sie waren eine Säuglingsschwester und eine Kindergärtnerin zuständig. Außerdem arbeiteten in dem Haus drei bis vier Zeuginnen Jehovas, die im KZ Ravensbrück inhaftiert waren. Zu ihren Aufgaben gehörten hauswirtschaftliche Arbeiten sowie Küchentätigkeiten. Da den Zeuginnen Jehovas von Seiten der SS besonderes Vertrauen entgegengebracht wurde, konnten sie sich ohne Aufsicht zwischen Häftlingslager und Kinderheim bewegen. Sie nutzten diese Freiheiten auch für heimliche Treffen im Keller des Hauses und zum Austausch von Schriften und Zeitungen.

Spätestens ab 1944 nutzte die SS auch die benachbarte Villa, unter anderem als Wohnhaus für Georg Lörner, den stellvertretenden Leiter des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes.
Nach der Befreiung des KZ Ravensbrück wurden beide Villen von der sowjetischen Armee wahrscheinlich als Wohnhäuser genutzt. Seit 1993 steht das ehemalige Kinderheim leer und ist heute stark verfallen beziehungsweise teils eingestürzt. Das Gelände ist nicht zugänglich und befindet sich abseits der Straße der Nationen, auf dem Weg zur „DAW-Tischlerei“.