Das Gelände des ehemaligen WVHA-Ausweichlagers Ravensbrück. Foto: Christoph Löffler, Berlin

Das WVHA-Ausweichlager

In den Jahren 1943 und 1944 ließ das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) nördlich des KZ Ravensbrück, zwischen Bahnstrecke und Straße nach Lychen, ein sogenanntes Ausweichlager bauen. Es bestand aus 21 Baracken, in denen aufgrund des Kriegsverlaufs verschiedene Abteilungen des WVHA behelfsweise untergebracht wurden.

Am Eingang des Ausweichlagers, nahe dem Bahnhof Ravensbrück, befand sich außerdem ein repräsentatives, 40 Meter langes Holzblockhaus. Der sogenannte „Prinz-Heinrich Bau“ wurde bereits Ende 1941 gebaut. Geplant als SS-Gästehaus, diente dieses Gebäude wohl auch als Wohnhaus für SS-Angehörige des KZ Ravensbrück.

Das Holzblockhaus und die Baracken des Ausweichlagers wurden von Privatfirmen und mehreren hundert männlichen Häftlingen des KZ Ravensbrück errichtet. Zeitzeugen berichteten wiederholt von der schweren körperlichen Arbeit und auch der Ermordung von Häftlingen auf der Baustelle. Weibliche Häftlinge mussten das Blockhaus reinigen und wurden ab Ende 1943 in der Küche und in Transportkommandos des Ausweichlagers eingesetzt.

Nach 1945 wurde das Gelände nicht sofort von der sowjetischen Armee übernommen. Die Baracken waren in den 1950er Jahren noch vorhanden. Über ihre damalige Nutzung ist jedoch nichts bekannt. Erst zwischen 1969 und 1972 überbaute die sowjetische Armee das Gelände und nutzte es zur Stationierung von zwei Nachrichteneinheiten.
Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen befindet sich auf dem Areal ein Wohn- und Gewerbegebiet. Eine Vielzahl von sowjetischen Gebäuden ist erhalten und wird weiterhin genutzt. Von dem ursprünglichen WVHA-Ausweichlager sind heute keinerlei Überreste erhalten. Nur die Wegeführung ist ein Hinweis auf die damalige Bebauung. Die öffentlichen Bereiche des Geländes sind zugänglich, etwa über den Verbindungsweg zwischen Lagergelände und dem ehemaligen Bahnhof Ravensbrück.

Audiospuren zum Ausweichlager des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes