Blick über die Siggelhavel zur südlichen Landebrücke der Eisenbahnfähre. Foto: Christoph Löffler, Berlin

Die Nördliche Landebrücke der Eisenbahnfähre

Südlich der Siggelhavel befand sich seit 1911 ein Faserstoffwerk. Ende der 1920er Jahre wurde auf dem Gelände ein getarnter Rüstungsbetrieb aufgebaut. Dort leisteten ab 1941 Kriegsgefangene und sogenannte Ostarbeiter*innen Zwangsarbeit. Weibliche Häftlinge des KZ Ravensbrück arbeiteten in der Betriebsgärtnerei und wahrscheinlich auch in der Rüstungsproduktion.

Über ein Stichgleis erfolgte 1935/36 der Anschluss der „Faserstoff-Werke“ an die Bahnstrecke Fürstenberg-Templin. Da es nicht möglich war, eine Brücke über die Siggelhavel zu bauen, wurde eine 34 Meter lange Eisenbahnfähre in Betrieb genommen. Zur Fähre gehörten neben zwei Dieselloks auch zwei Landebrücken. Die nördliche Landebrücke bildete den Abschluss der Bahnstrecke, die auch durch das KZ Ravensbrück mitgenutzt wurde. Zur Landebrücke gehörten zwei Tragwerke sowie handbetriebene Seilwinden.

Das Eisenbahngleis und die Fähre wurden noch bis 1993 durch ein Sägewerk sowie von der sowjetischen Armee genutzt. Das ehemalige Faserstoff-Gelände diente den sowjetischen Truppen als Reparaturwerkstatt für Panzer und LKW. Nach 1993 standen die Gebäude leer und wurden zwischen 2010 und 2011 abgerissen. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Campingplatz.

Die denkmalgeschützte Eisenbahnfähre liegt seit 2013 nahe der südlichen Landebrücke an Land. Die nördliche Landebrücke sowie die Gleisanlage sind gegenwärtig noch erhalten, jedoch stark zugewachsen. Der Weg zur Landebrücke führt an der ehemaligen Kläranlage des KZ Ravensbrück vorbei.